zur Übersicht

Deutschland fehlen 320.600 MINT-Arbeitskräfte

27. 05. 2022 | Redaktion | Kategorien: Arbeitsmarkt

Deutschland fehlen 320.600 MINT-Arbeitskräfte
© Stockwerk-Fotodesign - stock.adobe.com

Die MINT-Arbeitskräftelücke steigt auf einen April-Rekordwert in Höhe von 320.600 fehlenden MINT-Arbeitskräften. Das ist das Ergebnis des MINT-Frühjahrsreports 2022, den das Institut der deutschen Wirtschaft im Auftrag der BDA, Gesamtmetall und der Initiative "MINT Zukunft schaffen" erstellt hat. Die größten Engpässe bestehen in den Bereichen Energie/Elektro und IT.

Seit 2011 werden die Zahlen zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt in MINT-Berufen im sogenannten Frühjahrsreport erhoben. In diesem Jahr hat der Fachkräftemangel in den MINT-Berufen ein Allzeit-Hoch erreicht - insgesamt lagen hier im April 2022 rund 499.600 zu besetzende Stellen vor. Und selbst wenn alle Arbeitslosen mit MINT-Qualifizierung sofort wieder arbeiten gehen würden, bliebe immer noch eine Lücke von 319.500 offenen Stellen. Dabei bilden die MINT-Facharbeiterberufe die größte Engpassgruppe, gefolgt von den MINT-Expertenberufen sowie den Spezialisten- beziehungsweise Meister- und Technikerberufen.
 

Prof. Dr. Axel Plünnecke, Leiter Kompetenzfeld Bildung, Zuwanderung und Innovation am Institut der deutschen Wirtschaft Köln: "Ohne die MINT-Zuwanderungserfolge in den letzten Jahren würden schon heute rund 312.000 MINT-Kräfte in Deutschland zusätzlich fehlen und die MINT-Lücke läge bei über 600.000." Als Ursachen hält der MINT-Frühjahrsreport fest, dass viele ältere Fachkräfte in Rente gehen und zu wenige nachkommen würden. Zudem steigt der Bedarf, insbesondere an Informatiker/innen, durch digitale Geschäftsmodelle, stärkeren Einsatz von Elektromobilität oder vernetztem Fahren. In diesen Berufen ist der Mangel besonders deutlich: 40.000 Stellen sind offen, doppelt so viele wie vor drei Jahren.

Hinzu kommt, so Indra Hadeler, Geschäftsführerin Bildung und Internationale Beziehungen des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, dass der MINT-Nachwuchs droht, immer weniger zu werden. "Die negativen Effekte der pandemiebedingten Schulschließungen auf die MINT-Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler und der Rückgang der MINT- Studienanfängerzahlen hinterlassen tiefe Spuren. Rund 36 Prozent der MINT-Beschäftigten sind in der M+E-Industrie tätig. Daher ist die Sicherung des MINT-Nachwuchses für die Industrie besonders wichtig, um über Innovationen die Weichen für die Digitalisierung und die Dekarbonisierung und damit für nachhaltiges Wachstum zu stellen.", so Hadeler.

Der Ukraine-Krieg ist mit großen Unsicherheiten für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland und damit auch mit den kurzfristigen MINT-Bedarfen verbunden. Ferner entsteht im Zuge der Umstrukturierung der Energieversorgung weiterer Transformationsdruck. In den Arbeitsmarktdaten zeigt sich dieser unsichere Ausblick bisher noch nicht. In den kommenden Jahren werden Demografie, Dekarbonisierung und Digitalisierung größere Auswirkungen auf den MINT-Bedarf in Deutschland haben.

Zum MINT-Frühjahrsreport.