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Berufsbildungsbericht 2022

11. 05. 2022 | Redaktion | Kategorien: Ausbildung, Arbeitsmarkt

Berufsbildungsbericht 2022
© stock.adobe.com - goodluz

Der Berufsbildungsbericht 2022 zeigt: Die Ausbildung ist auch im vergangenen Jahr trotz Coronapandemie überwiegend gelungen. Jedoch bleibt die Situation auf dem Ausbildungsmarkt herausfordernd, die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen ist weiter gestiegen.

Die Aus- und Weiterbildung sowie die Umsetzung der Prüfungen sind auch im vergangenen Jahr trotz der Widrigkeiten durch die Coronapandemie überwiegend gelungen. Das würdigt der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in seiner Stellungnahme anlässlich des heute veröffentlichten Berufsbildungsbericht 2022. Allerdings bleibe die Situation auf dem Ausbildungsmarkt herausfordernd und die Gefahr einer Abwärtsspirale bei den Neuverträgen sei nicht gebannt. Für eine langfristige Erholung des Ausbildungsgeschehens sei es unter anderem notwendig, wieder mehr Betriebe für die Ausbildung und mehr Bewerberinnen und Bewerber für Ausbildungsplätze zu gewinnen sowie das passgenaue Zusammenführen von Angebot und Nachfrage weiter zu verbessern.

 

Die wichtigsten Fakten aus dem Berufsbildungsbericht 2022

  • Die Anfängerzahl in der Berufsausbildung hat sich im Jahr 2021 mit einem Anstieg um 1,3 Prozent etwas erhöht. Die schulischen Ausbildungsgänge in Berufen des Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesens zeigten einen leichten Rückgang. Auch die Sektoren „Übergangsbereich“ und „Studium“ hatten 2021 Rückgänge zu verbuchen. Für den Sektor „Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung“ zeigten sich leichte Zuwächse.
  • Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist im Jahr 2021 leicht um 1,2 Prozent auf 473.100 gestiegen. Zuwächse ergaben sich in nahezu allen Zuständigkeitsbereichen. Rückgänge bei den Neuabschlüssen zeigten sich einzig in Industrie und Handel sowie im Öffentlichen Dienst. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge blieb im Jahr 2021 noch deutlich unterhalb des Vor-Corona-Niveaus (-9,9 Prozent im Vergleich zu 2019).
  • Das Ausbildungsangebot hat sich im Vorjahresvergleich um 1,7 Prozent auf 536.200 erhöht. Die Ausbildungsnachfrage nach traditioneller Definition blieb nahezu unverändert (+0,2 Prozent auf 497.700). Sowohl Angebot (-7,3 Prozent im Vergleich zu 2019) als auch Nachfrage (traditionell -9,4 Prozent; erweitert -9,7 %) lagen 2021 noch deutlich unterhalb des Niveaus von vor der Pandemie.
  • Den 63.200 unbesetzten Ausbildungsstellen (+5,4 Prozent) standen Ende September 2021 24.600 gänzlich unversorgte Bewerberinnen und Bewerber (-16,1 Prozent) gegenüber. Dabei ist der Anteil der unbesetzten Stellen am betrieblichen Angebot weiter gestiegen, wohingegen der Anteil noch suchender Bewerberinnen und Bewerber an der Nachfrage gesunken ist.
  • Die Zahl der ausbildenden Betriebe ist 2020 um 1,4 Prozent auf 419.700 gesunken. Dabei fielen die Rückgänge bei den Kleinstbetrieben am stärksten aus.
  • Die Vertragslösungsquote lag 2020 bei 25,1 Prozent (2019: 26,9 Prozent). Der Anteil der erfolgreich bestandenen Abschlussprüfungen an allen Prüfungsteilnehmenden betrug 92,3 Prozent. Trotz schwieriger Bedingungen führte die Pandemie in 2020 zu keiner Erhöhung der Vertragslösungen oder zu nachteiligen Effekten auf das Bestehen von Abschlussprüfungen.

Zum Berufsbildungsbericht 2022 (Download als PDF-Datei)

 

Stellungnahme des Hauptausschusses

In seiner Stellungnahme warnt der Hauptausschuss: Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge liegt trotz einer Steigerung von 1,2 % deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Es besteht die Gefahr, dass sich der Ausbildungsmarkt wie schon nach der Finanzkrise nicht mehr gänzlich erholt. Dies hätte schwerwiegende negative Konsequenzen für die Lebenschancen einer großen Zahl junger Menschen und für die Sicherung des Fachkräftebedarfs in den Unternehmen.

Weiter heißt es darin: Viele Auszubildende werden einen bedeutenden Teil ihrer Ausbildung nur unter Corona-Bedingungen kennengelernt haben. Angebote wie Prüfungsvorbereitungen werden deshalb noch eine längere Zeit notwendig bleiben. Für eine langfristige Erholung des Ausbildungsgeschehens sollen wieder mehr Betriebe für die Ausbildung und mehr Bewerberinnen und Bewerber für Ausbildungsplätze gewonnen werden. Der Rückgang der Ausbildungsbetriebsquote wie auch der deutliche Rückgang der Bewerberinnen und Bewerber sind wichtige Signale für die weitere Entwicklung. Für die Bekämpfung des Fachkräftemangels ist es außerdem erforderlich, das passgenaue Zusammenführen von Angebot und Nachfrage weiter zu verbessern. Dafür muss die berufliche Orientierung gestärkt und eine bedarfsorientierte Unterstützung gewährleistet werden, um den Übergang in Ausbildung sicherzustellen. Unser Ziel ist es, alle angebotenen Ausbildungsstellen zu besetzen und alle interessierten Bewerberinnen und Bewerber in eine Ausbildung einmünden zu lassen. Alle Akteure der beruflichen Bildung müssen deshalb die Anstrengungen für den Übergang Schule-Beruf und für die Attraktivität der beruflichen Bildung fortsetzen, weiterentwickeln und zielgerichtet ausbauen.

Zur Stellungnahme